Das kluge Gretel

Das kluge Gretel ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 77, ab 2. Auflage). Das Schwankmärchen handelt von einer ess- und trinklustigen Köchin, die ihr eigenes leibliches Wohlergehen ganz unbekümmert über die Interessen ihres Dienstherrn stellt.

Illustration von Arthur Rackham zu dem Märchen Das kluge Gretel
Das kluge Gretel. Illustration Arthur Rackham (The Fairy Tales of the Brothers Grimm, Constable, 1909)

Inhalt

Ein feiner Herr erwartet einen Gast und weist seine Köchin an, für diesen Anlass zwei Hühner zu braten. Gretel, die Köchin, gönnt sich oft und gern einen Bissen von den Speisen, die sie für die Herrschaft zubereitet. Dazu, versteht sich, einen guten Schluck Wein, den sie genauso zu schätzen weiß wie die feinen Leute.

Als nun der Gast sich verspätet und der Herr aus dem Haus geht, um nach seinem Verbleib zu forschen, kann Gretel den verlockendem Düften der Brathühner nicht widerstehen. Zuerst ein Flügel — es wäre doch zu schade, wenn er verbrennt. Dann der zweite Flügel, da ansonsten das Fehlen des ersten nur unnötige Fragen aufwerfen würde. Dann erst mal ein Becher Wein, der Appetit macht auf mehr. Vielleicht kommt der Gast ja gar nicht… und da das Huhn nun sowieso nicht mehr vollständig ist, wäre es doch das Beste, es ganz aufzuessen. Danach ist der Gast immer noch nicht da, weshalb Gretel aus Gerechtigkeitsgründen mit dem zweiten Huhn genauso verfährt wie mit dem ersten.

Schließlich kommt der Herr doch zurück und kündigt an, dass der Gast sogleich folgen werde. Gretel solle sich beeilen, das Essen aufzutragen. Er selbst nimmt das große Messer und wetzt es, um die Hühner damit zu zerschneiden. Gretel lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Sie öffnet dem Gast die Tür — und warnt ihn vor dem gefährlichen Hausherrn, der angeblich schon das Messer wetzt, um ihm beide Ohren abzuschneiden. Der Gast vernimmt deutlich das einschlägige Geräusch und rennt, so schnell er kann, davon. Gretel läuft schreiend zu ihrem Herrn: einen feinen Gast habe er da eingeladen! Beide Hühner, die sie gerade auftragen wollte, hätte er genommen und sei damit davon gerannt.

Der Hausherr, der nach dem langen Warten inzwischen ordentlich Hunger hat, rennt mit dem Wetzmesser in der Hand dem Gast hinterher und ruft: »Nur eins, nur eins«! Womit er selbstverständlich meint, dass der Gast sich mit einem Hühnchen begnügen soll. Doch der Gast interpretiert den Ausruf anders und meint, der Gastgeber wolle sich damit begnügen, ihm nur ein Ohr abzuschneiden. Und so rennen sie, während Gretel ihr Hände in Unschuld wäscht.

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