Das Eselein

Das Eselein ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 144). Es wurde den Märchensammlern nicht wie die anderen Märchen von einem ihrer Beiträger erzählt, sondern basiert auf einem auf Lateinisch geschriebenen Gedicht mit dem Titel Asinarius, von dem Jacob Grimm eine Abschrift angefertigt hat. Mehrere schriftliche Zeugnisse dokumentieren, dass die hübsche Geschichte vom Eselchen spätestens ab dem 12./13. Jahrhundert sehr verbreitet war und beispielsweise auch in Schulen gelesen wurde.

Ähnlich wie in Hans mein Igel (ebenfalls Brüder Grimm) oder auch König Schwein (Straparola) bekommt eine Frau nach lange unerfülltem Kinderwunsch endlich doch einen Sohn. Der hat jedoch hat die Gestalt eines Tieres – in diesem Fall eines Esels. (Zur Symbolik siehe Tiere im Märchen: Der Esel.) Nach einer schwierigen Phase der Selbstfindung heiratet das Eselein eine Königstochter und streift in der Hochzeitsnacht sein Eselfell ab. Eine Besonderheit ist bei diesem Märchen, dass der Märchenheld durch die Mutter abgelehnt wird. In ähnlichen Märchen ist dagegen meist der Vater oder (künftige) Schwiegervater die ablehnende Figur.

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Illustration von Otto Ubbelohde zu dem Märchen Das Eselein von den Brüdern Grimm
Das Eselein, Illustration Otto Ubbelohde (Kinder- und Hausmärchen, Turm-Verlag Leipzig, 1907-09)

Inhalt

Ein König und eine Königin bekommen lange keine Kinder, worüber die Königin ganz verzweifelt ist. Endlich wird sie doch schwanger, bringt aber zu ihrem Entsetzen einen kleinen Esel zur Welt. Ihre jahrelange Sehnsucht nach einem Kind ist vergessen; nun verkündet sie, lieber gar kein Kind haben zu wollen als einen Esel, und will das Eselein ersäufen lassen. Doch der König steht zu seinem Sohn („… Gott hat ihn gegeben…“) als Thronfolger und Erben. Er kümmert sich um ihn und lässt ihm die bestmögliche Erziehtung angedeihen, sodass die Kindheit des Eselchens trotz der Ablehnung durch die Mutter durchaus glücklich verläuft. Eine besondere Neigung entwickelt der kleine Esel zur Musik. Besonders das Spiel der Laute hat es ihm angetan, und so besteht er darauf, beim besten Meister des Fachs – der ihn aus Angst um sein Instrument zunächst abwimmeln will – in die Lehre zu gehen. Bald spielt er genauso gut wie der Meister.

Als er schon etwas größer ist, sieht er beim Spazieren in einem Brunnen sein Spiegelbild. Bei diesem Anblick bricht seine heile Welt zusammen. Betrübt zieht er in die Welt hinaus und nimmt nur einen treuen Gefährten mit. Nach langer Wanderschaft kommen sie in das Reich eines alten Königs, der nur eine einzige, noch unverheiratet und wunderschöne Tochter hat. Der Esel wird mit seinem Begleiter am Hof aufgenommen. Er besteht darauf, kein gewöhnlicher Esel zu sein, und daher nicht in den Stall, sondern an die Seite des Königs zu gehören. Der ist amüsiert über das posierliche und gleichzeitig so energische Tier, und erfüllt ihm seinen Wunsch.

Auch die schöne Königstochter hat den Laute spielenden Esel gern an ihrer Seite. Der Esel verbringt eine glückliche Zeit am Hof des Königs, doch dann verfällt er wieder in seine frühere Traurigkeit, lässt den Kopf hängen und verlangt seinen Abschied. Der König hat ihn indes liebgewonnen und kann sich sein Leben ohne den Esel gar nicht mehr vorstellen. Um ihn zum Bleiben zu bewegen, bietet er ihm Gold, Schmuck und schließlich sogar das halbe Königreich. Nichts davon kann den Esel umstimmen, doch als der König ihn fragt, ob er seine Tochter heiraten will, sagt er ja. Also wird Hochzeit gehalten.

Als sich das Paar am Abend in seine Gemächer zurückzieht, will der König sicherheitshalber prüfen, ob sich sein Schwiegersohn (immerhin ein Esel) auch anständig gegenüber seiner Tochter benimmt, und weist daher einen Diener an, sich hinterm Vorhang zu verstecken. Der kann kaum glauben, was er da sieht: als Braut und Bräutigam zu Bett gehen, streift der Esel sein Fellkleid ab und wird zu einem wunderschönen Jüngling. Entsprechend froh gelaunt ist am nächsten Morgen die Königstochter. Der König ist sehr erstaunt darüber, bis er vom Diener das Geheimnis erfährt.

Am nächsten Abend schleicht er sich anstelle des Dieners ins Brautgemach und sieht neben seiner Tochter einen schönen jungen Mann im Mondschein schlafen. Auf dem Boden liegt das Eselfell, das der König an sich nimmt und schnell draußen verbrennen lässt. Am nächsten Morgen vermisst der junge Mann seine Eselhaut, wird wieder traurig und meint fliehen zu müssen. Doch der König erwartet ihn vor der Tür, sagt ihm, wie schön er ist und wie gern er ihn als Schwiegersohn hat. Er überträgt ihm auf der Stelle das halbe Königreich. Ein Jahr später stirbt der alte König, sodass ihm nun das ganze Königreich des Schwiegervaters gehört. Etwas später kommt noch das väterliche Königreich dazu.

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