Bruder Lustig

Bruder Lustig ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, ab 2. Auflage, KHM 81). In der ersten Auflage stand an dieser Stelle das ähnliche Märchen Der Schmied und der Teufel, das in vielen Varianten in ganz Europa verbreitet ist (siehe z.B. Der Schmied von Jüterbogk, Ludwig Bechstein; Der Biedermann Elend und sein Hund Armut, Frankreich). Bruder Lustig ist jedoch kein Schmied, sondern ein entlassener Soldat, eine im europäischen Märchen häufig anzutreffende Märchenfigur, die sich unerschrocken mit Gott und Teufel einlässt.

AT 330

Bruder Lustig, Grimms Märchen. Illustration Philip Groth-Johann
Bruder Lustig. Illustration Philipp Groth-Johann

Inhalt

Der Soldat Lustig wird nach dem Krieg mit einem Laib Brot und vier Kreuzern Abfindung entlassen. Auf seinem Weg trifft er einen Bettler, dem er ein Viertel von seinem Brot sowie einen Kreuzer abgibt. Die gleiche Barmherzigkeit zeigt er gegenüber zwei weiteren Bettlern, die seinen Weg kreuzen. Bei den Bettlern handelt es sich aber um niemand anderen als den heiligen Petrus, der den Bruder Lustig dreimal in anderer Kleidung prüft. Mit seinem letzten Kreuzer kehrt Bruder Lustig in einem Wirtshaus ein und bestellt dafür Wein zu seinem letzten Stück Brot.

Als er weiter wandert, trifft er einen anderen entlassenen Soldaten, der ihn, wie zuvor die Bettler, um etwas Brot und Geld bittet. Auch dieser Soldat ist der heilige Petrus, und nachdem ihm Bruder Lustig erzählt, dass er das Wenige, was er hatte, bereits an Bettler verteilt hat, schlägt er vor, dass sie beide zusammen weiterziehn. Er kenne sich ganz mit dem »Doktern« aus, und von dem, was er damit verdiene, würde er Lustig die Hälfte abgeben.

Ein Bauer, dem sie das Leben gerettet haben, schenkt ihnen zum Dank ein Lamm. Petrus will es nicht annehmen, Bruder Lustig dagegen schon. Weil Petrus es nicht haben wollte, muss er es allein tragen, was ihm bald zu schwer wird. Also beschließt er, es zu schlachten und zu kochen. Petrus bittet Bruder Lustig, das Kochen allein zu besorgen und geht inzwischen fort. Der Gefährte möge aber bitte mit dem Essen nicht anfangen, bevor er zurück sei. Bruder Lustig kann jedoch der Versuchung nicht widerstehen, das Herz des Lamms zu kosten. Und weil es so gut schmeckt, isst er es auf. Als Petrus zurückkommt, sagt er, Lustig könne es alleine essen, er wolle nur das Herz. Bruder Lustig will nicht zugeben, dass er das Herz gegessen hat, und behauptet, das Lamm hätte keins gehabt. Lämmer hätten überhaupt nie Herzen.

Petrus lässt die Sache auf sich beruhen. Als sie an ein großes Wasser kommen, durchwatet er es mühelos, doch als Lustig ihm folgt, steigt das Wasser plötzlich an. Lustig fleht Petrus an, ihm zu helfen. Der fragt eindringlich nach dem Herzen des Lamms, doch selbst, als ihm das Wasser bis zum Mund steht, will er nicht zugeben, dass er es gegessen hat. Trotzdem hilft Petrus ihm rüber und sie ziehen zusammen weiter.

Kurz darauf hören sie von einer Königstochter, die schwer krank ist. Lustig drängelt Petrus, sich diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, denn bestimmt ist die Belohnung königlich. Petrus aber hat es nicht eilig, und als sie ankommen, ist die Königstochter bereits tot. Doch Petrus kann sogar Tote wieder lebendig machen. Er kocht das Fleisch von den Knochen des Leichnams und setzt dann die Knochen wieder richtig zusammen. »Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit« lässt er sie wieder auferstehen, doch auch diesmal lehnt er jeden Lohn ab. Wieder ist es Bruder Lustig, der sich doch den Ranzen voller Gold packen lässt.

Später schlägt Petrus vor, den Lohn zu teilen. Lustig ist einverstanden, doch zu seinem Erstaunen, macht Petrus nicht zwei, sondern drei Goldhaufen. »Ein Teil für mich, ein Teil für dich, und ein Teil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat«, erklärt er. Bruder Lustig verrät sich, indem er zwei Teile für sich beansprucht. Petrus bestraft ihn nicht, doch er verlässt ihn.

Bruder Lustig meint, genug von den Heilkünsten seines früheren Gefährten gelernt zu haben, um nun selbst zu praktizieren. Als eine andere Königstochter an einer Krankheit gestorben ist, versucht er, sie auf die gleiche Weise wieder lebendig zu machen, wie er es bei Petrus gesehen hat. Das geht natürlich gründlich schief, doch Petrus kommt ihm zu Hilfe. Anschließend mahnt er ihn, keinen Lohn vom König anzunehmen. Wieder hintergeht Lustig seinen Gefährten und redet sich damit raus, er hätte nichts angenommen, sondern man hätte ihm das Gold in den ranzen gesteckt. Petrus verlässt ihn nun für immer, allerdings mit einer letzten Wohltat: er schenkt Lustig einen Ranzen, der die Eigenschaft hat, dass alles, was sich Lustig in hinein wünscht, auch tatsächlich drin ist.

Lustig verbringt den Rest seines Lebens vergnügt und unbeschwert. Die für ihn typische Mischung aus Großzügigkeit und Leichtsinn sorgt in Verbindung mit dem Ranzen für manchen Zwischenfall, beispielsweise als zwei Handwerksburschen des Diebstahls angeklagt werden, obwohl er es war, der zuerst die gebratene Gans, um die es ging, in seinen Ranzen hinein gewünscht und sie dann an die beiden armen Schlucker verschenkt hat. Ein andermal nächtigt er in einem unheimlichen, von allen gemiedenen Schloss, in dem nachts neun Teufel tanzen. Er überwältigt sie, indem er sie in seinen Ranzen wünscht, und lässt sie dann beim Schmied auf dem Amboss breit klopfen. Einer der neun Teufel kann allerdings entkommen und flüchtet sich in die Hölle.

Als Bruder Lustig viele Jahre später nach seinem Ableben selbst an die Höllenpforte klopft, öffnet ihm dieser Teufel. Der erkennt ihn und lässt ihn nicht ein. So bleibt Lustig nichts anderes übrig, als am Himmelstor anzuklopfen. Dort öffnet ihm Petrus und Lustig ist erfreut, seinen alten Gefährten zu sehen. Doch auch Petrus will ihn nicht einlassen. Daraufhin gibt Lustig ihm, wenn er ihn hier nicht haben will, seinen Ranzen zurück. Petrus nimmt ihn an — und Lustig wünscht sich hinein, sodass er am Ende doch im Himmel landet.

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