Aschenputtel

Aschenputtel ist ein Märchen der Brüder Grimm (Kinder- und Hausmärchen, KHM 21). Unzählige Fassungen des Märchens sind in ganz Europa verbreitet; besonders bekannt ist etwa Charles Perraults Fassung des Märchens. Unter Cendrillon ou La petite pantoufle de verre finden Sie neben einer Inhaltsangabe und Motivübersicht auch Anmerkungen zum Vergleich der beiden Fassungen. In Giambattista Basiles Märchenzyklus Pentameron ist ebenfalls eine Fassung, La gatta cennerentola, Die Aschenkatze, enthalten.

AT 510A

Aschenputtel, Märchen der Brüder Grimm, Märchenbilder von Alexander Zick
Aschenputtel. Illustration Alexander Zick (Märchen für Kinder, Verlag Grote Berlin, um 1880)

Als Ergänzung zum vorliegenden Artikel empfehlen wir unsere kommentierte Auswahl von Illustrationen zum Märchen Aschenputtel und seinen verschiedenen Varianten.

Inhalt

Ein reicher Kaufmann lebt glücklich mit seiner Frau und seiner einzigen Tochter. Doch dann wird die Frau todkrank. Bevor sie stirbt, sagt sie ihrer Tochter, dass sie vom Himmel aus auf sie acht geben wird. Noch ehe ein Jahr vorbei ist, heiratet der Mann wieder. Die Stiefmutter macht dem Mädchen das Leben schwer, wo sie nur kann, und ebenso schlecht wird sie von den beiden Töchtern der Frau behandelt. Sie nehmen ihr alle schönen Kleider weg und geben ihr stattdessen einen grauen Kittel, dazu die Worte:

»Wer Brot essen will, muss es verdienen: hinaus mit der Küchenmagd!«

Das Mädchen verrichtet alle schmutzigen und schweren Hausarbeiten. Ihr Schlafplatz ist fortan in der Asche beim Herd, weshalb sie von allen Aschenputtel gerufen wird. Als der Vater einmal zu einer Messe reist, darf sich jede Tochter etwas wünschen. Die Stieftöchter wünschen sich schöne Kleider, Perlen und Edelsteine. Aschenputtel aber möchte vom Vater das erste Reis, das auf der Heimreise seinen Hut streift. Sie pflanzt das Zweiglein auf das Grab ihrer Mutter, wo es zu einem schönen Baum heranwächst. Täglich besucht sie das Grab, um dort zu weinen und zu beten. Auf dem Baum sitzt jedesmal ein Vogel, der ihr manchen Wunsch erfüllt.

Der König hat zu einem dreitägigen Fest geladen, da der Königssohn eine Braut sucht. Die Stiefschwestern putzen sich heraus, und auch Aschenputtel bettelt, mit zum Tanz gehen zu dürfen. Die Stiefmutter schüttet eine Schüssel Linsen in die Asche, die Aschenputtel auslesen soll. Schafft sie die Arbeit in einer gewissen Zeit, dann darf sie mitkommen. Aschenputtel bittet ihre Freunde, die Tauben, zu Hilfe:

»die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen«

und tatsächlich ist die Arbeit in der vorgegebenen Zeit geschafft. Aber Aschenputtel darf trotzdem nicht mit zum Ball — schließlich habe sie kein einziges schönes Kleid, nur Lumpen, und man müsse sich ihretwegen schämen. Als Stiefmutter und Stiefschwester zum Schloss davon fahren, geht Aschenputtel zum Grab ihrer Mutter und bittet den Baum:

»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich
wirf Gold und Silber über mich!«

Der Vogel wirft ein wunderschönes Kleid über sie. Auf dem Fest wird sie von allen bewundert, der Königssohn tanzt nur mit ihr und lässt auch nicht zu, dass sie mit einem anderen tanzt. Abends verschwindet sie, und der Königssohn kennt nun zwar ihr Haus, findet aber nicht das Mädchen. Der Vater hat allerdings den Verdacht, die unbekannte Schöne könnte Aschenputtel sein. Am nächsten Tag geht sie wieder zum Fest, in einem noch schöneren Kleid. Diesmal hat der Prinz die Treppe mit Pech bestreichen lassen, und als seine Tänzerin ihm wieder davonläuft, bleibt einer ihrer Pantoffeln daran kleben. Der Prinz geht zum Haus des Kaufmanns, um die Besitzerin des Schuhs als seine Braut zu fordern. Beiden Stiefschwestern ist der Schuh zu klein, die eine hackt deswegen einen Zeh, die andere ein Stück von der Ferse ab. Doch die Tauben vereiteln den Betrug:

Rucke di gu, rucke di gu,
Blut ist im Schuh:
Der Schuh ist zu klein,
die rechte Braut sitzt noch daheim.

Auf die Frage des Prinzen, ob er nicht noch eine Tochter hätte, antwortet der Mann: nur das Aschenputtel. Der Schuh passt auf Feinste, und Aschenputtel wird die Gemahlin des Königssohn. Die Stiefschwestern wollen sich nun einschmeicheln, doch die Tauben hacken ihnen zur Strafe die Augen aus.

Anmerkungen

Diese Inhaltsangabe bezieht sich auf Fassung der siebenten Auflage der Kinder- und Hausmärchen. Die Fassung der ersten Auflage unterscheidet sich v.a. am Anfang: Dort sagt die im Sterben liegende Mutter ihrer Tochter, sie solle ein Bäumchen auf ihr Grab pflanzen. Das Motiv der Geschenke des Vaters für seine Töchter (siehe zum Beispiel auch Das singende, springende Löweneckerchen) taucht dort nicht auf.

Zum Vergleich mit Perraults Fassung siehe unter Cendrillon

Die Figur des Aschenputtels steht darüber hinaus für einen bestimmten Typus der Märchenheldin, der durch Passivität und Duldsamkeit geprägt ist: Das Aschenputtel verliert früh die eigene Mutter, bleibt jedoch mit ihr auf magische Weise verbunden (symbolisiert etwa durch ein Reis, einen Baum). Sie wird erniedrigt und muss schmutzige Arbeiten verrichten, was auf sie selbst abfärbt (Asche!). Erlöst wird sie durch die Ankunft eines Prinzen, den sie durch ihre Schönheit für sich gewinnt. Zusätzlich zu den Aschenputtel-Märchen im engeren Sinne gibt es viele weitere, in denen das Motiv Teil einer komplexeren Handlung ist. Eine Variante des Aschenputtel-Motivs ist der Typ des Allerleirauh-Märchens. Hier muss das Mädchen ebenfalls Demütigungen über sich ergehen lassen (an Tierhaut erinnernde Kleidung, später schmutzige Arbeit in der Küche, Schlafen in der Asche), doch ist das Problem hier die Vater-Tochter-Beziehung.

Zum Motiv des Baumes am Grab der Mutter, der symbolisch für die schützenden Hände der Mutter selbst steht, siehe auch Von dem Machandelboom.

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