Die lächerlichen Wünsche

Die lächerlichen Wünsche, auch Die törichten Wünsche, ist ein Märchen von Charles Perrault (Originaltitel Les Souhaits ridicules), erstmals veröffentlicht 1694 in Gedichtform; später in Prosaform zusammen mit den übrigen Märchen Perraults in der Sammlung Contes de ma mère l’Oye. Märchen dieses Typs (ATU 705, Übernatürliches Wesen erfüllt Wünsche, was der Beschenkte nicht zu nutzen weiß) sind weit verbreitet, bei den Brüdern Grimm z.B. der Arme und der Reiche. Das übernatürliche Wesen ist oft eine Fee (besonders bei den französischen Varianten) oder auch der liebe Gott (Brüder Grimm). In Perraults ursprünglicher Fassung (in Gedichtform) ist es der Gott Jupiter.

Die lächerlichen Wünsche, Märchen von Charles Perrault. Illustration Harry Clarke
Die lächerlichen Wünsche. Illustration Harry Clarke (The Fairy Tales of Charles Perrault, Harrap, London, 1922)

Inhalt

Ein armer Holzfäller beklagt sein Schicksal. Zwar hat er eine hübsche junge Frau, doch scheint es ihm, dass anderen jeder Wunsch wie von Zauberhand erfüllt wird, kaum dass er gedacht wurde, während seine eigenen Wünsche, mögen sie noch so bescheiden sein, von den Göttern unerhört bleiben. Da tritt Jupiter auf den Plan, mit Blitz und Donner. Er sei gekommen, um seine Macht zu beweisen: der Holzfäller habe drei Wünsche frei! Der Glückliche beschließt, die Sache nicht zu überstürzen und erst einmal mit seiner Frau zu bereden. Die beiden gönnen sich eine Flasche vom besten Wein und machen Feuer im Kamin. Mit den Wünschen wollen sie bis Morgen warten, denn es scheint ihnen besser, eine Nacht drüber zu schlafen.

Das Holz knistert im Ofen, die Flammen zaubern seltsame Muster und der Wein ist dem Holzfäller wohl ein wenig zu Kopfe gestiegen. Jedenfalls entfleuchen seinem Mund die fatalen Worte: »Ich wünschte, wir hätten jetzt eine schöne, lange Bratwurst!« Noch im selben Moment wird ihm klar, dass er den ersten seiner Wünsche leichtfertig vertan hat. Und im nächsten Moment hört er das Quieken seiner Frau. Vor ihr auf dem Boden windet sich eine lange Bratwurst, und zwar direkt auf sie zu. Ein zweier Schrei entfährt der Frau, als auch ihr dämmert, was es mit dieser merkwürdigen Erscheinung auf sich hat. Sie schimpft ihren Mann einen Tölpel, bis auch der in Wut gerät. Ein zweites Mal verliert er die Kontrolle über seine Zunge und ruft: »Ich wünschte, dass die Bratwurst an deiner Nase festgewachsen wäre!«

Nun, zwar kann man trotz Bratwurstnase immer noch erkennen, dass das Holzfällerweib eine sehr hübsche Frau ist. Aber ohne Bratwurst im Gesicht war sie eindeutig hübscher. Mit dem letzten Wunsch könnten sie immer noch König und Königin werden oder aber die Bratwurst loswerden, womit sie wieder genau am gleichen Punkt wären wie vor der Begegnung mit Jupiter. Der Holzfäller ist diesmal vorsichtig genug, die Entscheidung seiner Frau zu überlassen. Und die entscheidet sich (natürlich) gegen den Reichtum und für die Schönheit.

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