Die Gans

Die Gans ist ein Märchen aus dem Pentameron von Giambattista Basile (erstes Märchen des fünften Tages). Die vergleichsweise kurze Geschichte enthält schwankartige Elemente (siehe Schwank), die in veränderter Form in dem Grimm’schen Märchen Die goldene Gans wiederzuerkennen sind.

Inhalt

Zwei arme Schwestern ernähren sich mühsam als Spinnerinnen. Einmal leisten sie sich für das Geld, das sie auf dem Markt für ihr Garn bekommen haben, etwas für ihre ärmlichen Verhältnisse Unerhörtes: eine schöne Gans. Bald schon zeigt sich, dass diese Investition ein voller Erfolg war, denn aus deren Hinteröffnung kommen jeden Tag blanke Goldstücke. Die Schwestern gehen zu einem behaglichen Lebensstil über, der anhand ihrer Kleider auch öffentlich sichtbar wird. So bleibt es nicht aus, das Neider und Neiderinnen nach der Quelle des unerklärlichen Reichtums forschen. Über kurz oder lang kommen sie auf die Gans als Wohltäterin.

Zwei ältere Gevatterinnen überreden die Schwestern, ihnen das Tier für kurze Zeit zu leihen. Angeblich, um ein paar Gänseküken an das Haus zu gewöhnen. Voller Erwartung setzen sie die Gans auf ein weißes Laken. Doch anstatt der erhofften Goldstücke legt diese gewöhnliche, stinkende Häufchen darauf ab. Wütend drehen die beiden Alten der Gans den Hals um und werfen sie aus dem Fenster in das Abortgässchen.

Zufällig ist gerade ein Königssohn in dem Städtchen, der auf der Jagd übles Darmgrimmen bekommen hat und verzweifelt nach einem Örtchen sucht, wo er sich entleeren kann. In Ermangelung eines geeigneteren Platzes verzieht er sich in die stinkende Gasse. Das weiße Etwas, das dort herumliegt, scheint im gerade recht, um nach der Erleichterung seinen Hintern zu säubern. Doch die vermeintlich tote Gans ist noch am Leben und kräftig genug, um sich am Hinterteil des Prinzen festzubeißen. Was er auch versucht, der junge Herr wird das Viech nicht mehr los.

Daher lässt er in der Stadt verkünden, dass denjenigen eine hohe Belohnung erwartet, der ihn von dem Anhängsel befreit. Sollte es ein Mann sein, bekäme er das halbe Königreich; sollte es eine Frau sein, so würde er sie heiraten. In Scharen strömen Leute herbei, um ihre Hausmittel und Tricks anzuwenden, doch das Ergebnis ist nur, dass sich die Gans immer fester in das königliche Hinterteil verbeißt. Schließlich hört auch die jüngere der beiden Schwestern von dem Malheur, eilt an die Königshof und ruft ihre geliebte Gans bei deren Kosenamen. Die Gans erkennt ihr Frauchen und rennt glücklich auf sie zu, ohne den Prinzen noch im geringsten zu beachten. Der Prinz hält sein Versprechen und heiratet das hübsche Mädchen, das mit der Gans immerhin eine stattliche Mitgift mitbringt. Ihre Schwester wird mit einem anderen hohen Herrn verheiratet, während die Gevatterinnen als Betrügerinnen entlarvt und ausgepeitscht werden.

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