Der Kaufmann

Der Kaufmann ist ein Märchen aus dem Pentameron von Giambattista Basile (siebte Erzählung des ersten Tages). Es entspricht dem Märchentypus der zwei Brüder, deren Lebenswege sich trennen und die dennoch auf magische Weise verbunden bleiben. Einer der Brüder tötet einen Drachen und heiratet eine Prinzessin, gerät dann aber in die Fänge einer bösen Macht, aus der er von dem daheim gebliebenen Bruder befreit wird. Zu diesem Typus gehört aus Basiles Märchenzyklus auch das Märchen von der bezauberten Hirschkuh.

Illustration von Warwick Goble zu dem Märchen Der Kaufmann aus Giambattista Basiles Pentameron
Der Kaufmann. Illustration Warwick Goble (Stories from the Pentamerone, Macmillan, 1911)

Inhalt

Ein reicher Kaufmann hat zwei Söhne, Cienzo und Meo, die einander aufs Haar gleichen. Eines Tages spielt Cienzo mit dem Sohn des Königs und wirft ihm aus Übermut mit einem Stein ein Loch in den Kopf. Der Kaufmann drängt den Sohn, für eine Weile aus Neapel, wo sich die Geschichte zugetragen hat, zu verschwinden. Ungern zieht Cienzo von dannen.

Er kommt in eine wilde Gegend und nächtigt in einem verfallenen Haus unterhalb eines Turmes. In den Turm ist kein Hineinkommen, weil der Besitzer offenbar aus Furcht vor Räubern alles sorgsam verschlossen hat. Nachts hört Cienzo verdächtige Geräusche und geht der Sache, unerschrocken wie er ist, auf den Grund. Tatsächlich stammt das Rumoren von Gespenstern, die einen Schatz bewachen. Er vertreibt die Gespenster, wofür ihm der Turmherr einen Anteil an dem Schatz anbietet. Cienzo verzichtet und reitet weiter. Er kommt in einen grausigen Wald und beobachtet, wie eine Schar Räuber eine Fee umringt, in der Absicht, ihr die Ehre zu rauben. Er vertreibt die Räuber, wofür ihn die Fee in ihr Schloss einlädt, um ihm angemessen zu danken. Cienzo lehnt auch dieses Angebot ab und zieht weiter.

Nach einer Weile kommt er zu einem Königspalast, der mit Trauerflor geschmückt ist. Ein siebenköpfiger Drache tyrannisiert die Gegend und verlangt immer neue Menschenopfer. Und nun ist die Reihe an der Königstochter, die an diesem Tag dem Drachen zum Fraß vorgeworfen werden soll. Cienzi zögert nicht und schlägt mit seinem Schwert einen der sieben Drachenköpfe ab. Doch der Drache reibt den vom Kopf befreiten Hals an einem bestimmten, in der Nähe wachsenden Kraut, woraufhin ihm ein neuer Kopf wächst. Cienzo nimmt seine ganze Kraft zusammen und versetzt dem Untier einen solchen Hieb, dass alle sieben Köpfe auf einmal herunterpurzeln. Dann schneidet er aus den Köpfen die Zungen heraus und schleudert die Köpfe weit fort. Nachdem der Drache erledigt ist, schickt er die Königstochter zurück in den Palast ihres Vaters und zieht weiter. Der König kann sein Glück kaum fassen und verspricht dem Drachentöter seine Tochter zur Frau.

Unterdessen kommt ein Bauernlümmel an die Stelle, wo der tote Drache und ein Stück weiter seine Köpfe liegen. Ihm kommt sofort der Gedanke, dass sich hieraus Nutzen ziehen lässt; also sammelt er die Köpfe ein und begibt sich damit zum König. Er habe den Drachen getötet, was man ihm angesichts der vorgelegten Beweismittel glaubt. Die Nachricht von dem einfachen Bauern, der angeblich den Drachen getötet hat, verbreitet sich im ganzen Land und kommt schließlich auch Cienzo Ohren. Der ärgert sich, sein Glück so leicht aus der Hand gegeben zu haben, nachdem er schon den Schatz aus dem Turm und die Gastfreundschaft der Fee ausgeschlagen hat. Indem er die abgeschnittenen Drachenzungen vorweist, kann er sich als der wahre Drachentöter präsentieren und die Prinzessin heiraten.

Das junge Paar ist sehr verliebt, was Cienzo aber nicht blind macht. Eines Morgens sieht er vom Schlafzimmer ein Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit und steigt ihr hinterher. Die Schöne ist jedoch eine Hexe. Kaum dass er ihr Haus betreten hat, fesselt sie ihn mit ihren langen Haaren, sodass er nicht mehr entkommen kann. Zur gleichen Zeit überkommt den daheim gebliebenen Bruder Meo der Drang, nach Cienzo zu suchen, da er so lange nichts von ihm gehört hat. Er kommt in die Stadt, wo Cienzo mittlerweile geheiratet hat, und wird von allen für jenen gehalten. Auch von der Königstochter, die sehr irritiert ist, dass ihr vermeintlicher Gemahl nicht mit ihr schlafen will. Ohnehin ist sie eifersüchtig, und als er am nächsten Morgen mit ebenso großen Augen auf das schöne Mädchen vorm Fenster starrt, wie zuvor sein Bruder, macht sie ihm eine Szene.

Er ahnt nun, wo er den Bruder zu suchen hat, und steigt dem Mädchen ebenfalls hinterher. Allerdings nicht in der Absicht, sich verführen zu lassen. Als sie ihn mit ihren Haaren fesseln will, befiehlt er seinem Hund, sie zu fressen. Cienzo erwacht aus einem tiefen Schlaf und Meo erzählt ihm, wie er ihn gefunden hat. Als er an die Stelle kommt, wie seine Schwägerin ihn, in der Ansicht er sei Cienzo, freudig begrüßt hat, wird dieser vor Eifersucht so wütend, dass er Meo den Kopf abschlägt. Dies bereut er bald darauf bitterlich, als ihm seine Frau erzählt, dass der andere, der ihm so ähnlich war, so darauf bedacht war, sie nicht anzurühren. Doch besinnt er sich des Zauberkrauts, das Köpfe wieder anwachsen lässt, und so können sich die Brüder doch noch glücklich in die Arme schließen.

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