Die Manekine

Die Manekine ist ein französisches Märchen aus dem 13. Jahrhundert. Es kombiniert die aus der Grimmschen Sammlung bekannten Motive von Allerleirauh und Das Mädchen ohne Hände.

Inhalt

Der erste Teil des Märchens entspricht Allerleirauh. Ein König verspricht seiner sterbenden Frau, dass er nur dann wieder heiraten wird, wenn er eine Frau findet, die ebenso schön ist wie sie. Daraufhin entbrennt der König in Liebe zu seiner Tochter Joie, die sich dem Inzestversuch verweigert. Sie geht so weit, sich selbst eine Hand abzuschlagen. Denn das Gesetz verbietet, dass der König eine Frau heiratet, der eines ihrer Glieder fehlt. Als der König den Armstumpf seiner Tochter sieht, ist ihm klar, dass sie sich absichtlich selbst verstümmelt hat. Wütend verurteilt er sie zum Feuertod. Das Volk ist ob dieser Nachricht entsetzt, denn Joie war wegen ihrer Mildtätigkeit sehr beliebt.

Auch der Seneschall, der sie zum Scheiterhaufen bringen soll, hat Mitleid. Er bringt sie zum Meer, setzt sie mit Proviant auf ein kleines Schiff und überantwortet sie der Hand Gottes. Joie dankt ihrem Retter und bittet Gott, dass er ihrem Vater und Peiniger seinen Sünden vergeben soll. (Der weitere Verlauf der Handlung ist nahezu identisch mit dem zweiten Teil des »Mädchens ohne Hände«.) Nach neun Tagen landet das Schiff an der Küste Schottlands. Sie wird dort freundlich aufgenommen und an den Hof des jungen Königs gebracht. Über ihr Schicksal und das an ihr begangene Verbrechen bewahrt sie Stillschweigen. Da keiner ihren Namen kennt, nennt man sie dort »die Manekine«, was Einhand bedeutet.

Der junge König ist dem Mädchen sehr zugetan, und sie erwidert seine Gefühle. Das entgeht auch der Königinmutter nicht, die ein boshaftes und hinterlistiges Weib ist. Sie droht der Manekine, dass sie sie töten würde, wenn sie sie noch einmal in Gesellschaft ihres Sohnes sieht. Nach diesem Vorkommnis gesteht der König der Manekine seine Liebe. Bevor die Mutter noch weiter intrigieren kann, heiraten beide. Die Mutter ist außer sich vor Wut, dass ihr Sohn eine Landstreicherin geheiratet hat, noch dazu eine mit körperlichem Makel. Als der König seine Frau zu Pfingsten krönen lässt, zieht sie sich voller Neid und Hass auf ihr Landgut zurück.

Fünf Monate später bittet der König die Manekine, ihn nach Frankreich reisen zu lassen. Dort will er an einem Turnier teilnehmen. Die junge Königin denkt mit Sorge an die Schwiegermutter. Denn sie weiß, dass diese sie abgrundtief hasst und in ihrer Bosheit vor nichts zurückschreckt. Doch der König beruhigt sie mit dem Versprechen, dass Vertraute gut auf sie aufpassen werden. Einige Monate später kommt die Königin mit einem gesunden und schönen Sohn nieder. Ein Bote wird nach Frankreich entsandt, um dem König die gute Nachricht zu überbringen. Die böse Königinmutter fängt den Brief ab und vertauscht ihn mit einer Fälschung. Demnach habe die Königin ein missgestaltetes Geschöpf von nie gesehener Hässlichkeit geboren hat.

Der König ist zwar ob dieser Nachricht sehr betrübt, was aber die Liebe zu seiner Frau nicht erschüttern kann. Er antwortet, dass man seine Frau und das Kind bis zu seiner Heimkehr gut pflegen möge. Auch dieser Brief wird von der Schwiegermutter gegen einen anderen getauscht. Darin steht, die Manekine solle mitsamt ihrer Missgeburt verbrannt werden, sobald sie das Wochenbett verlassen hat. Wie zuvor bei ihrer ersten Verurteilung durch den eigenen Vater wird die Mankine durch die Barmherzigkeit ihrer Getreuen gerettet. Diejenigen, die auf sie aufpassen sollten, lassen sie so ziehen, wie sie einst in ihr Land gekommen war. Sie setzen sie zusammen mit dem Kind auf ein Schiff und überlassen sie ihrem Schicksal.

Das Ende ist im Vergleich zum Mädchen ohne Hände wenig ausgearbeitet. Das Paar findet wieder zusammen, der Vater bittet beim Papst um Vergebung seiner Sünden und Joie bekommt durch ihren abgetrennten Arm wieder.

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